Waberner Wappen

Bombennacht Augsburg 25.2.1944

Schulzeit St. Stephan in Augsburg 1942-1944    

Die Bombennacht vom 24./25.Februar 1944                             

 

 Pankraz Fried

 

 Der Anlaß für diesen Bericht

Ich kam als  Zehnjähriger im April 1942 in die damalige Oberschule mit Deutschem Schulheim bei St. Stephan in Augsburg. Ich wollte an sich in das alte Benediktinergymnasium eintreten, doch hatten es meine Eltern wohl nicht erfahren, dass die Benediktiner von den  braunen Machthabern  vertrieben worden waren. Ich war nicht wenig erstaunt, als uns ein Bannführer in brauner Uniform begrüßte. Ich entschloß mich trotzdem  zu bleiben und nichts zu Hause von der Umwandlung zu sagen, denn das hätte u.U. zum Abbruch des Studiums geführt, da meine Eltern  keine Freunde der Nazis waren.

Im Schulheim  erlebte ich dann die Bombennacht vom 24. auf 25. Februar 1944. Es war mein schwerstes Kriegserlebnis. Zu Hause, wo ich abends ankam, wurde ich schon für tot geglaubt.

Günther Bihler, eine Klassenkamerad, schilderte die Ereignisse in einem Beitrag in der Stephania Nr. 76 (2004) S. 92 ff., den ich hier wiedergebe:

 

 Günther Bihler

Die Bombennacht vom 24. auf den 25. Februar 1944 im staatlichen Schülerheim von St. Stephan

Vorbemerkung

Am 16.Juli 1941 musste das Studienseminar St.Joseph seinen Betrieb einstel­len. Es wurde als Schülerheim unter staatliche, d. h. nationalsozialistische Lei­tung gestellt.

Günther Bihler hat als junger Schüler der 1. und 2. Klasse der "Oberschule für Jungen" von September 1942 bis Februar 1944 zusammen mit etwa 50 ande­ren gleichaltrigen und älteren Heimbewohnern die dortige Erziehung zur "Herrenmenschenmentalität" hautnah miterlebt:

"Kommandos, Exerzieren, Marschieren auf dem Hof vom Heim und in der Stadt" gehörten zum Alltag. Ziel der Erziehung war, eine Jugend "hart wie Kruppstahl und zäh wie Leder" heranzuziehen. Kontakt der Jugendlichen mit den wenigen im Kloster noch verbliebenen Patres war unerwünscht. Günter Bihler schildert im folgenden Bericht, wie er im Seminargebäude die Nacht vom 24. auf den 25. Februar 1944 miterlebte:                                                                                                E.K.

 

Der 24. Februar 1944 war zunächst ein beliebiger, kalter Februartag. Ich erin­nere mich, dass es am Nachmittag mal wieder Fliegeralarm gegeben hatte, der aber bald wieder abgeblasen worden war. Später hörte man, dass es im Süden der Stadt einen kleinen Angriff auf die Messerschmittwerke gegeben hat. Als kurz nach unserem Zubettgehen wieder Alarm kam, spurteten wir, wie oft genug geübt, mit kompletter Montur in den Keller (Uniform, Gasmaske, Stie­fel u. a.). Welche Überraschung: Dr. Fischer, den alle nur den "Urwaldheini" nannten wegen seiner gelegentlichen farbigen Berichte von selbst erlebten Brasilienexpeditionen: der Gefürch­tete war nicht da! Das Kommando hatte ein wegen seines Faches Erd­kunde nicht   eben gleich gefürchteter, in Ehren ergrauter Studienrat namens Zech. Im Alarm lief alles wie gehabt, nach ca. 20 Minuten kam Entwarnung und wir lagen auch schon wieder in den Betten. Kaum waren wir wieder eingeschlafen, heulte die Sirene er­neut. Ich dachte, es wäre wieder so eine neue Fopperei, und zog mir diesmal nur den Mantel über den Schlafanzug und anstelle der vorgeschriebenen Stie­fel nur die damals üblichen Filzpantoffel an. Dr. Fischer war ja nicht im Haus! Kaum im Keller angekommen, hub ein schlimmes Krachen an und bald er­folgte auch schon ein furchtbarer Schlag in allernächster Nähe des Hauses. Bevor das Licht erlosch, sah ich an der Wölbung unseres Kellergangs buch­stäblich jeden Stein einzeln, als wäre das Ziegelwerk aus Gummi. In derselben Sekunde war auch der gesamte Putz von den Ziegeln auf uns heruntergestürzt und wir in eine buchstäblich "atemberaubende" Staubwolke eingehüllt. Der nächste Schlag würde uns sicher zerfetzen! Die unvergessbare Schrecksekun­de war da! Zugleich aber hörte man die unerwartet starke Kommandostimme von Herrn Zech, wie die des Himmelvaters: "Gasmasken aufsetzen!" Kom­mandos waren wir gewöhnt, das wirkte wie eine Erlösung, vertrieb die erste Panik. Noch heute empfinde ich tiefe Dankbarkeit für Herrn Zech und ver­stehe zugleich, dass Kommandos auch ihr Gutes haben. So ertrugen wir an­einandergeklammert die weiteren mehr oder weniger schlimmen Detonatio­nen, ohne zu ersticken. Viel später erfuhr ich, dass Herr Zech bereits im Ers­ten Weltkrieg als junger Offizier Schlimmes mitgemacht hatte. Als das Kra­chen nach einer Ewigkeit schließlich aufhörte, musste Herr Zech den an sich untauglichen Schutzraum von allen Schülern räumen lassen, Einsturzgefahr! Zu uns hatten sich übrigens auch Frauen und Kinder aus der Nachbarschaft geflüchtet. Ich sehe uns noch heute in Kolonne durchs Erdgeschoß hasten, noch heute sehe ich, an der schweren, jetzt weggerissenen Eingangstüre vor­bei in den Hof hinaus, wo eine einzige haushohe Fackel brannte: Der Föhren-­Holzvorrat!

Was ich nur vom Hörensagen weiß, ist, dass das Heim selbst gegen die überall niedergehenden Brandbomben durch eine hauseigene Feuerwehr älterer Schüler gerettet worden sei. Darauf waren wir ja mit sog. Feuerpatschen und Sand vorbereitet worden.

Unser Fluchtweg führte über die "Schwedenstiege" zum alten Stadtgraben hinunter (heute die Müllerstraße). Überall brannte es schlimm. Herr Zech ließ alle Schüler auf dem Platz unterhalb des "Stephinger Bergs" sich sam­meln. Es war inzwischen trotz der eiskalten Februarnacht ein heißer Wind, von den vielen Bränden ausgelöst, zu spüren. Herr Zech schickte einen Er­kundungstrupp Schüler los mit dem Auftrag, ein Durchkommen zum Lech zu finden (Brückenstraße zur heutigen Berliner Allee). Sie meldeten, es sei wegen der Brände nicht möglich. Und dann das für uns Unglaubliche: Die zweite Angriffswelle rollte heran - und wir standen alle noch auf der Straße! Wieder anerkenne ich die Leistung namenloser Luftschutzwarte dieser uns umgebenden Häuser an der Brückenstraße. Sie rissen die heimatlos geworde­nen Schüler aus ihren Ängsten in die schon randvollen Keller der Arbeiterwohnungen der Papierfabrik Haindl. Da standen wir nun Kopf an Kopf mit uns unbekannten Menschen, auch vielen alten. Alle schrieen und stöhnten durcheinander, wenn wieder ein Einschlag in der Nähe herandonnerte. Übri­gens war nach meiner Erinnerung keine Sirene mehr zu hören, als wir auf der Straße standen, sie waren offensichtlich beim ersten Angriff "außer Gefecht gesetzt" worden. Neben mir war eine alte Frau im Sterben, wer konnte ihr helfen? Mühsam war schließlich doch jemand durch die Menge im Keller her­beigekommen und nahm sie zu sich. Ein paar Männer versuchten, einen aus­greifenden Brand im Haus zu löschen, es gelang im letzten Augenblick. Man konnte, wenn man beherzt war, den Brandbomben aus Phosphor mit Sand zu Leibe rücken, Wasser half da nichts. Die Heimbesatzung war über drei oder vier Keller verstreut und hatte zu dem Zeitpunkt keine Verbindung mehr zu Herrn Zech. Die Zeit ging ohne Maß dahin, es fielen kaum noch neue Bom­ben, es krachte nur noch ab und zu, vielleicht Spätzünder.

Ich weiß heute nicht mehr, wann und wie drei meiner Kameraden und ich uns "unerlaubt von der Truppe" entfernen konnten, was nun geschah. Jedenfalls entschlossen wir uns zum "Ausbruch" aus der an allen Enden brennenden Stadt. (Es waren dies der Helmut Walter aus Gabelbach, der Fritz Ayerle aus Burgau, einer, dessen Namen mir entfallen ist, und ich selbst.) Unser gemein­samer Weg führte uns über den Stephinger Berg nach Oberhausen und Kriegs­haber in nordwestlicher Richtung zur Eisenbahnlinie nach Ulm. Inzwischen trafen wir auf immer mehr Menschen mit demselben Ziel, eine lange Kolonne, teils mit Handwägelchen oder Fahrrädern mit geretteter Habe, andere, die große Lasten auf den Schultern trugen. So stapften wir durch den schwarz ge­wordenen Schnee. Ruß und Asche überall. So erreichten wir die Eisenbahn­schienen und tänzelten über die Schwellen, was bei längeren Strecken mühsam war. Und alles geschah mir in Filzpantoffeln mit dem Mantel überm Schlafan­zug. Aber man war ja nicht allein! Westheim, Biburg und die Station Diedorf zogen langsam an uns vorbei, da und dort bekamen wir etwas Warmes. Erst am Bahnhof Gessertshausen lenkten Beamte den "Zug der Entkommenen" von den Geleisen. Von hier ab sollte der reguläre Zugbetrieb nach Westen wie­der beginnen. Und so geschah es tatsächlich, am späteren Nachmittag gelangte ich heim nach Burgau in die Arme meiner glücklichen Mutter.

Als man am nächsten Tag wieder bis zum Hauptbahnhof Augsburg fahren konnte und ich mein Bett im Heim holen wollte (ein Bett war damals fast ein Vermögen), war der Schlafsaal schon ausgeräumt, beschlagnahmt. Meine Mutter aber entschied, dass ich nicht mehr mit den anderen Schülern ins All­gäu "landverschickt" werden, sondern fortan in Günzburg weiter in die Oberschule gehen sollte. Die Schulzeit in Günzburg wurde dann sehr glück­lich, obgleich es auch dort zur Bedrohung durch Fliegerangriffe und Tiefflie­ger kommen sollte.

Erinnerung von Pankraz Fried

 Abweichend von Günther  Bihler bin ich mit anderen Schülern im Internat bei Studienrat Zech  geblieben, wo wir  jedoch in  den tieferen Keller gingen, in dem wir dann  die zweite Welle erlebten. Obwohl dieser Keller  sicherer war, hatte man doch so tief im Boden ein bedrückteres Gefühl als im oberen, provisorischen Keller. Am nächsten Tag machten wir uns dann vormittags zu Fuß auf den Weg durch die brennende Jakoberstraße und erreichten nachmittags Hochzoll. Es war sehr kalt, und die Sonne sah man durch den Rauch als rote Scheibe. Es explodierten immer noch Zeitzünderbomben. Von Hochzoll aus brachte mich dann ein Zug ins heimatliche Wabern. Wie froh waren meine Angehörigen, als ich rußgeschwärzt  auftauchte, hatten sie mich doch schon für tot geglaubt. Schulkameraden aus meinem Dorf,  Engelbert Wiedenmann und Sebastian Grandl, die nach der ersten Welle St. Stephan verlassen hatten und früher zu Hause ankamen, hatten dies vermutet.

Ich ließ mich mit  anderen Schülern - unter ihnen neben dem „Gäbele"- Walter von Gabelbach Robert Fischer und  Hermann Balk - nicht ins Landschul-Lager ins Allgäu verschicken,  sondern ging nach Dillingen, wo ich ab Ostern 1944 die Schule fortsetzte und im Knabenseminar  bzw. im Pfarrhof unterkam. Rechtzeitig  vor dem Einmarsch der Amerikaner wurden wir auf Ostern 1945 nach Hause geschickt. Schule und Internat in Dillingen öffneten  dann wieder 1946. 1949 ging ich wieder nach St. Stephan in Augsburg zurück, wo ich 1951 das Abitur ablegte und noch 1 Jahr Philosophie studierte.-

Von der Zeit 1942-1944 besitze ich eigenartigerweise keine Fotos.                                                                             

                                                                                                               -

Ich hatte nun auch Robert Fischer um einen Bericht gebeten, der ihn mir  wie folgt dankenswerterweise übersandte:.

Bericht von Robert Fischer

Ich sehe mich noch im Keller sitzen unter den zitternden Mauern: Halten sie oder nicht? Als wir dann nach den Angriffen am nächsten Morgen nach oben gingen, erinnere ich mich genauer, dass in unseren Betten im Schlafsaal reichlich Glasscherben zu finden waren und die Doppeltür zum Schlafsaal samt dem Türrahmen mitten im Raum lag. Ich ging dann zu meiner Schwester, die in der nahe gelegenen Ridlerstraße beim Vinzentinum wohnte, um zu sehen, wie sie den Angriff überstanden habe. Dann kam auch mein Bruder Hermann, der im Keller des Lehrlingsheims St. Georg den Angriff überstand. In der Ridlerstraße versuchten wir, unsere "wichtigsten" Habseligkeiten auf einen Handwagen zu laden. Als alles drauf war und ich einen Strick darüber ziehen sollte, trat ich die Deichsel ab: aus war es mit der Rettung unserer "Habe" - und meine Schwester gab mir eine kräftige Ohrfeige. Wir brachten unser Zeug samt Handwagen wieder zurück in den Keller der Wohnung meiner Schwester und zogen mit Handgepäck los Richtung Eisenbahn; überall brannte es noch. In Gessertshausen ging dann ein Zug ab Richtung UIrn, in Dinkelscherben stiegen wir um in Richtung Ziemetshausen. Unsere Eltern waren froh, uns lebend zu sehen. Wir waren hungrig und erschöpft. Beim Abendessen fiel ich einfach mit noch rußigem Gesicht schlafend um.

 

Bericht Dipl.-Kfm. Martin Glas

Tel. 08142-597148
Weiherweg 60 a Fax 08142-597149
82194 Gröbenzell mm.glas@tele2.de

 

Wie ich die Bombennacht vom 24./25.Februar 1944 in Augsburg erlebte bzw. überlebte.

Anfang September 1943 kam ich als 12-jähriger aus Steindorf, einem kleinen Bauerndorf ohne Bahnstation, in die Oberschule bei St. Stephan und wohnte in dem angeschlossenen Schülerheim, das von Dr. Heinz Fischer, genannt Urwaldheini, geleitet wurde. Er war Biologielehrer und Gefolgschaftsführer der Hitlerjugend. Ich habe ihn als ganz üble Type in Erinnerung, der häufig prügelte.
Am Nachmittag des 24. Februar 1944 griffen die Alliierten die Messerschmitt-Werke in Haunstetten an. Vom Dachfenster aus sahen wir riesige Flammen.
Mitten in der Nacht heulten die Sirenen wieder. Ganz routinemäßig zogen wir uns komplett an und rannten mit dem Luftschutzgepäck und der Gasmaske in den Luftschutzkeller. Bald hörten wir ein furchtbares Krachen. Plötzlich gingen die Lichter aus. Bomben schlugen in unmittelbarer Nähe ein. Durch den Druck wurde die schmale Mauer teilweise eingedrückt. Manche von uns hatten Verletzungen. Wir sahen durch die geborstenen Fenster, dass die Umgebung brannte.
Ich habe fest mit meinem Tod gerechnet und habe ebenso wie manche Kameraden laut „Vater unser" gebetet.
Der Urwaldheini war verreist. Studienrat Zech, von uns boshaft genannt der blau-rote Methusalem wegen seiner krankheitsbedingten Flecken im Gesicht, hielt den Griff einer Luftschutztüre umklammert. Durch den Druck eines Einschlages fiel er zusammen mit der Türe aus dem Keller.
Nach dem der Luftangriff zunächst beendet war, kam ein Luftschutzwart und erklärte , dass die ganze Umgebung brennt. Er trieb uns aus dem Keller und wies uns an, über eine hölzerne Brücke den Stadtbach zu überqueren. Wir standen zu viert oder fünft, darunter Grandl und Wiedenmann aus Walleshausen auf einem freien Platz. Viele Häuser brannten oder waren teilweise eingestürzt. Dann fiel in unserer Nähe eine große Bombe oder Luftmine. Durch den Druck wurden wir zu Boden geschleudert. Wir rannten in panischer Angst auf ein mehrstöckiges Haus zu, das schon beschädigt war, räumten die Haustüre von Schutt frei und wollten in den Luftschutzkeller. An der Kellertreppe packte mich ein Luftschutzwart am Mantel und sagte: „Biable nauf in Speicher, Brandbomben nauswerfen". Das Dach hatte kaum noch Ziegel. Der Luftschutzwart zeigte mir und anderen, wie man mit einer Schaufel Brandbomben hinauswerfen sollte. Es fielen tatsächlich mehrere Brandbomben, die wir zwischen den Latten hinauswarfen. Ich bekam richtig Angst und stürmte in den Keller, der voller Menschen war. Die Kellerdecke war mit mehreren Balken abgestützt.
Da ich im Gesicht und an den Händen blutete, verbanden mich die Hausleute und legten mich auf ein Stockbett.
Als der Morgen kam, räumten die Hausleute die Scherben von ihren Fenstern weg.
Grandl, Wiedenmann und ich machten uns auf den Weg durch die brennende Stadt in Richtung Hochzoll. Über manchen Straßen lagen noch brennende Balken. Der Bahnhof Hochzoll ist in derselben Nacht ebenfalls beschädigt worden. Ein Bahnbeamter reinigte gerade seinen Schalter von den Scherben, als ich durch die Sperre gehen wollte. Er verlangte, dass ich eine Fahrkarte kaufe. Was ging wohl in dessen Hirn vor?
Am späten Vormittag fuhr ein total überfüllter Zug in Richtung Geltendorf ein, mit dem ich bis Schmiechen fahren konnte. Auf dem Weg nach Steindorf kam mir meine Mutter entgegen, die mich in ihre Arme schloss.
Meine Angehörigen erzählten, dass der Feuerschein von Augsburg bis Steindorf sichtbar war. Durch den Luftdruck wackelten die Scheunentore nicht nur in Steindorf, sondern auch in Egling / Paar.


Wie ging es weiter?


Mitte März 1944 erhielten meine Eltern eine Aufforderung, mich an einem bestimmten Tag mit komplettem Gepäck ins Anna - Gymnasium in der Fuggerstrasße zu bringen. Von dort ging es zu Fuß zum Hauptbahnhof. Als sich meine Mutter von mir verabschiedete, wusste sie immer noch nicht, in welches Kinderlandverschickungslager (KLV) ich kommen sollte. Im Zug waren sowohl Stephaner als auch Oberrealschüler. Am späten Nachmittag kamen wir in Oberstdorf an und standen im 1-2 m hohen Schnee. Prof. Sandmeier von der Oberrealschule nannte Mittelberg im Kleinwalsertal als unser neues Domizil. Die Organisation war kathastrophal. Als es dunkel wurde und sich der Hunger bemerkbar machte, brachte uns Prof. Sandmeier in eine Gaststätte, wo wir ein bescheidenes Essen bekamen und auf Bänken oder auf dem Fußboden übernachteten. Am nächsten Morgen wurde unser Gepäck auf einen Holzgaser - LKW verladen. Wir selbst mussten die ca. 15 km lange Strecke zu Fuß im hohen Schnee marschieren. Gegen Abend kamen wir in der „Alpen - Pension Bärenkopf" an, wo bald der Unterricht mit den Prof. Sandmeier, Stangl und Fischer begann. Ein weiters Lager waren die Zollhäuser und eine Gaststätte in der Mitte des Ortes (Widderstein?). Ein positiver Erlebnis: Als 13 jähriger bestieg ich mit Kameraden den 2 536 m hohen Großen Widderstein.

Im September 1944 wurden wir Stephaner nach Lindenberg und Heimenkirch verbracht, umgekehrt die Oberrealschüler ins Kleinwalsertal. Dort verblieben wir, bis das Lager an einem Sonntag Ende April plötzlich aufgelöst wurde. Mit einem der letzten Züge aus Lindau fuhr ich in Richtung Kempten. Dort wurde der Zug von Tieffliegern beschossen. Mit einem anderen Zug ging es weiter Richtung Geltendorf und von dort zu Fuß, mit einem landwirtschaftlichen Fahrzeug und einem Wehrmachts - PKW nach Steindorf.

Im Oktober / November 1945 wechselte ich in die Oberrealschule Augsburg und wohnte im Kaufmännisch - Katholischen Jugendheim (KAKI) auf dem Kreuz. Da der Unterricht schleppend anlief, wechselte ich in die sechs-klassige Städtische Höhere Handelsschule (heute Fugger-Gymnasium). 1949 ging ich nach München in die Städtische Wirtschaftoberrealschule und machte dort 1951 Abitur. 1954 legte ich mein Examen als Diplom - Kaufmann ab.

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Ende                                                                                                             24.2.2009